Immunsystem – Aufbau und Funktionen 

Ob zuhause oder unterwegs – unser Körper muss sich rund um die Uhr gegen Schadstoffe und Erreger zur Wehr setzen. Selbst dort, wo wir es nicht erwarten, tummeln sich Viren, Pilze und Bakterien in großer Zahl. Ein funktionierendes Immunsystem ist deshalb enorm wichtig für unsere Gesundheit. Doch wie ist das Immunsystem eigentlich aufgebaut? Welche Organe sind daran beteiligt? Hier erfahren Sie Wissenswertes rund um die körpereigenen Abwehr-kräfte und die Möglichkeiten, Ihr Immunsystem natürlich zu stärken. 

Definition: Was ist das Immunsystem? 

Unser Immunsystem ist ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher Komponenten, die uns vor schädlichen Eindringlingen schützen. Dazu gehören neben den typischen Krank-heitserregen auch schädliche Umwelteinflüsse, z. B. Schadstoffe in der Luft oder in unserer Nahrung.  
In der Regel arbeitet das Immunsystem im Hintergrund: Tag und Nacht scannen Abwehrzellen unseren Körper auf der Suche nach Fremdstoffen, den sogenannten Antigenen, um schnell auf sie reagieren und gegen sie vorgehen zu können. Meist bemerken wir davon kaum etwas. Manchmal dauert es jedoch etwas länger, die Eindringlinge zu eliminieren. Symptome wie Fieber, Husten, Erbrechen und Durchfall sind Anzeichen eines solchen Abwehrgefechts im Inneren: Sie dienen dazu, unseren Organismus so schnell wie möglich wieder von den Erregern zu befreien. 

Autoimmunkrankheit

Aufbau und Bestandteile des Immunsystems

Damit der Körper eine Immunreaktion auf eindringende Krankheitserreger zeigen kann, müssen einzelne Zellen, Eiweiße und Organe mit ihren spezifischen Funktionen eng zusammenarbeiten.  
Haut und Schleimhäute bilden eine erste äußere Barriere, die Krankheitserreger vom weiteren Eindringen ins Körperinnere abhalten soll. Die eigentliche Immunarbeit wird jedoch in den sekundären lymphatischen Organen geleistet. Dazu gehört neben den Lymphknoten und der Milz auch das sogenannte MALT (mukosa-assoziiertes lymphatisches Gewebe). Dieses setzt sich zusammen aus den Rachenmandeln, den Atem- und Harnwegen und dem Darm. 

Entscheidend für die Funktion des Immunsystems: die Abwehrzellen 

Um effektiv gegen Krankheitserreger vorgehen zu können, werden die in den primären lymphatischen Organen, dem Knochenmark und der Thymusdrüse, gebildeten Leukozyten (weiße Blutkörperchen) aktiviert. Lymphozyten, Granulozyten, Monozyten und weitere hochspezialisierte Abwehrzellen sind für die Bildung von Antikörpern zuständig und gleichzeitig Träger des sogenannten Immungedächtnisses: Sie können frei in der Blutbahn zirkulieren oder ins Gewebe eindringen. Dort entwickeln sich die Monozyten zu Makrophagen, den sogenannten Fresszellen. Einen Teil der von ihnen vertilgten Stoffe präsentieren die Fresszellen den anderen Abwehrzellen, die sie über Botenstoffe anlocken. Die herbeigerufene Verstärkung erkennt verdächtiges Material als erkrankte Zellen oder eingedrungenen Erreger und leitet deren Zerstörung ein. 

Die wichtigsten Organe und Abwehrzellen des Immunsystems

  • Haut und Schleimhäute  
  • Nasen- und Flimmerhärchen  
  • Lymphknoten  
  • Rachenmandeln (Tonsillen)  
  • Thymusdrüse (stimuliert die Reifung krankheitsbekämpfender T-Lymphozyten) 
  • Milz  
  • Leber (zuständig für die Produktion der Komplementfaktoren, verschiedener Eiweiße, die den Abwehrzellen die Erkennung und Zerstörung von Fremdsubstanzen erleichtern) 
  • Atem- und Harnwege  
  • Darm  
  • Knochenmark (zuständig für die Bildung der verschiedenen Immunzellen) 
  • B- und T-Lymphozyten  
  • Granulozyten 
  • Monozyten (Macrophagen) 
  • NK-Zellen 
  • Dendritische Zellen 

Aufgaben des Immunsystems 

Erkennung, Eindämmung, Abwehr – unser Immunsystem ist in ständiger Alarmbereitschaft, um Parasiten, Bakterien, Viren, Pilze und andere Fremdstoffe, die unsere Gesundheit bedrohen, in Schach zu halten. Neben der Abwehr von Infektionen hat das Immunsystem außerdem die Aufgabe, gealterte und geschädigte Zellen, z. B. Tumorzellen, zu erkennen und „auszusortieren“. Damit es sich nicht versehentlich gegen gesunde Körperstrukturen richtet, verfügt das körpereigene Abwehrsystem über eine Art eingebauten Deaktivierungsmechanismus. Nach getaner Arbeit prüfen die Immunzellen noch einmal den Einsatzort und senden Signale zum Herunterfahren an das gesamte System. 

Autoimmunkrankheit

Wie funktioniert das Immunsystem? 

Eine Immunreaktion oder Immunantwort verläuft in mehreren Schritten. Krankheitserreger gelangen gewöhnlich über die Haut oder die Körperöffnungen in unseren Organismus. Dort werden sie von den Schleimhäuten erwartet, die als „Türsteher“ fungieren. Mechanische Abwehrreflexe wie Husten und Niesen, aber auch spezielle Mikroorganismen und chemische Substanzen hindern die ungebetenen Gäste darin, sich im Körper festzusetzen. Sie werden entweder durch eine vermehrte Schleimbildung gebunden oder über Tränenflüssigkeit, Schweiß und Urin ausgeschieden. Diese anatomische Barriere ist Teil der unspezifischen Immunabwehr. Dieses angeborene Immunsystem reagiert schnell und effektiv auf jede Art von Erreger.  

Haben es jedoch Fremdstoffe geschafft, die äußere Schranke zu überwinden, treffen sie auf die Immunzellen des natürlichen Abwehrsystems. Fresszellen, Granulozyten und Natürliche Killerzellen erkennen Eindringlinge und krankhaft veränderte Körperzellen anhand spezieller Muster auf deren Oberfläche und beginnen unverzüglich mit ihrer Bekämpfung. Unterstützt werden sie dabei von der humoralen Abwehr. Sie beruht auf der Aktivierung verschiedener Eiweiße, die entweder direkt in den Zerstörungsprozess eingreifen oder die Erreger markieren und weitere Abwehrzellen anlocken. Der Hauptsitz dieses sogenannten Komplementsystems befindet sich in der Leber.  

Nicht immer gelingt es dem angeborenen Abwehrsystem, Krankheitserreger vollends unschädlich zu machen. Ist dies der Fall, wird das erworbene bzw. spezifische Immunsystem aktiviert, in dem weitere Abwehrzellen und Gewebe zusammenarbeiten. Der entscheidende Vorteil dieses Spezialisten-Teams ist, dass es nicht nur passende Antikörper gegen die Erreger bilden kann, es kann sich diese auch merken. Bei jedem neuen Kontakt reagiert der Körper deshalb sofort mit einer Immunantwort. Zum spezifischen Immunsystem gehören:

T-Lymphozyten:

Nach der Bildung im Knochenmark und dem Heranreifen in der Thymusdrüse können sie sich dank spezieller Rezeptoren gezielt an die Erreger binden (Schlüssel-Schloss-Prinzip) und über Botenstoffe weitere Abwehrzellen aktivieren.

B-Zellen:

Diese im Knochenmark gebildeten spezialisierten Abwehrzellen wandeln sich auf ein Signal der T-Lymphozyten in Plasmazellen um und beginnen mit der Produktion von Antikörpern.

Antikörper:

Diese Eiweiß-Zucker-Verbindungen lagern sich direkt an Viren oder Bakterien an. Damit verhindern sie nicht nur, dass sich die Erreger an gesunde Körperzellen heften, sie erleichtern auch den Fresszellen der angeborenen Immunabwehr die Arbeit.

Schwaches Immunsystem 

Mit fortschreitendem Lebensalter verliert das Immunsystem zunehmend seine Schlagkraft. Aber auch andere Faktoren tragen zu einer Schwächung der Abwehrkräfte bei. Dies zeigt sich unter anderem durch eine erhöhte Infektanfälligkeit, langanhaltende Erkrankungen, Hautprobleme und Dauermüdigkeit. Ein geschwächtes oder funktionsgestörtes Immunsystem kann verschiedene Ursachen haben: 

Das Risiko Allergie

Allergien

Pollen, Hausstaub oder bestimmte Nahrungsmittel – immer mehr Deutsche leiden unter einer oder mehreren Allergien. Die Ursache ist eine Überforderung des Immunsystems. Eigentlich harmlose Substanzen werden plötzlich als bedrohlich eingestuft, es kommt zu einer heftigen Abwehrreaktion mit teils lebensbedrohlichen Folgen. Warum Menschen eine Allergie entwickeln, ist noch nicht vollständig geklärt. Neben einer genetischen Veranlagung werden aber auch Umweltfaktoren als mögliche Auslöser diskutiert.

Autoimmunerkrankungen

Multiple Sklerose, Lupus Erythematodes, rheumatoide Arthritis – hinter diesen und ähnlichen Krankheitsbildern verbirgt sich eine Fehlfunktion des Immunsystems. Den Abwehrzellen gelingt es nicht mehr, zwischen krankmachenden Fremdsubstanzen und körpereigenen Zellen zu unterscheiden. Die dadurch ausgelösten Entzündungsprozesse verursachen zum Teil schwere Schäden an den betroffenen Gewebestrukturen. 

Immundefekte und chronische Krankheiten 

Häufige Infektionen, schlecht verheilende Wunden, Abgeschlagenheit oder Haarausfall: Diese und ähnliche Symptome können auf eine gestörte Immunfunktion hinweisen. Immundefekte entstehen oft vor dem Hintergrund anderer chronischer Erkrankungen, z. B. Diabetes, Krebs, COPD oder einer HIV-Infektion. In seltenen Fällen sind sie bereits angeboren. 

Medikamente 

Bestimmte Medikamente unterdrücken die körpereigene Abwehr. Solche Immunsuppressiva kommen u. a. nach Transplantationen, bei Chemo- und Strahlentherapien oder im Rahmen der Behandlung von Autoimmunerkrankungen zum Einsatz. Auch die häufige Einnahme von Antibiotika kann zu einer Schwächung des Immunsystems beitragen, weil neben den krankmachenden Keimen auch die „guten“, für die Abwehrkräfte notwendigen Bakterien in der Darmflora zerstört werden. 

Umweltfaktoren 

Bestimmte Medikamente unterdrücken die körpereigene Abwehr. Solche Immunsuppressiva kommen u. a. nach Transplantationen, bei Chemo- und Strahlentherapien oder im Rahmen der Behandlung von Autoimmunerkrankungen zum Einsatz. Auch die häufige Einnahme von Antibiotika kann zu einer Schwächung des Immunsystems beitragen, weil neben den krankmachenden Keimen auch die „guten“, für die Abwehrkräfte notwendigen Bakterien in der Darmflora zerstört werden. 

Immunsystem stärken

Glücklicherweise können wir eine ganze Menge tun, um unser Immunsystem natürlich zu stärken.