Ständige Abwehr­bereitschaft: Unser Immunsystem.

In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts erschien ein Buch, das bahnbrechend für das Genre Science Fiction werden sollte: „Der Krieg der Welten“ von H. G. Wells. Darin schildert der englische Schriftsteller, wie Marsianer das Vereinigte Königreich angreifen, um von dort aus die Erde zu erobern. Die Menschen können mit ihren unterlegenen Waffen nichts ausrichten – im Endeffekt jedoch scheitert die Invasion an einem winzig kleinen Feind: Ihr Immunsystem schützt die Außerirdischen nicht vor den Bakterien und Pilzen, die unsere Welt durchdringen. Glücklicherweise ist dieses leistungsstarke Immunsystem bei uns Menschen keine Fiktion, sondern Realität: Es bewahrt unseren Organismus vor Bedrohungen von außen wie von innen, jeden Tag, und dennoch weitestgehend unbemerkt. Solange die körpereigenen Abwehrkräfte reibungslos funktionieren, befassen wir uns kaum mit ihnen – erst, wenn sie nachlassen oder einen besonders aggressiven Erreger nicht besiegen können, werden wir krank und sie rücken in unser Bewusstsein. Gemessen an der Vielzahl der Angriffe, die es rund um die Uhr abwehrt, ist die Erfolgsquote unseres Immunsystems jedoch beeindruckend hoch!

Die Aufgaben des Immunsystems:

  • Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten) zu erkennen, zu neutralisieren und aus dem Körper zu entfernen
  • Schadstoffe aus der Umwelt zu erkennen und auszuscheiden
  • krankhafte Veränderungen im Körper wie etwa Krebszellen zu bekämpfen
  • Wundheilung

Organe des Immunsystems

Wichtige Bestandteile des Immunsystems sind beispielsweise die Haut und die Schleimhäute. Da sie die größten Kontaktflächen zur Außenwelt darstellen, ist auch ihre Barrierefunktion besonders wichtig. Die Kinderstube des Immunsystems ist das Knochenmark: Hier sitzen die Stammzellen, aus denen sich alle weißen Blutkörperchen bilden, die sich wiederum später u. a. zu Fresszellen sowie B- und T-Lymphozyten differenzieren. Auch die Lymphknoten, die bei einer Infektion oftmals anschwellen, spielen eine bedeutsame Rolle: Hier sammeln sich weiße Blutzellen und werden, wenn sie mit dem Erreger in Kontakt kommen, zu abwehrbereiten B-Lymphozyten. Als Zentrum des Immunsystems gilt hingegen der Darm: Rund zwei Drittel aller Immunzellen des Körpers sitzen in der Darmwand und stehen hier in ständigem Austausch mit der Darmflora. Auch die meisten Antikörper werden im Darm gebildet – genauer gesagt: in speziellen Lymphknoten des Dünndarms.

Rund zwei Drittel aller Immunzellen des Körpers sitzen in der Darmwand.

Angeborene und erworbene Abwehr

Unterschieden werden das angeborene (unspezifische) und das erworbene (spezifische) Immunsystem. Das Erstere ist, wie der Name schon sagt, bereits von Geburt an vorhanden: Dazu gehören zum einen anatomische und chemische Barrieren, die Pathogene am Eindringen in den Körper hindern sollen. Zum anderen unspezifische Immunzellen wie Fress- oder Killerzellen. Deren Aufgabe ist es, allgemein Schadstoffe und schädliche Keime zu beseitigen, die trotz allem in den Körper gelangt sind. Sie erkennen typische Strukturen der Krankheitserreger mithilfe spezieller Mustererkennungsrezeptoren und bekämpfen sie. Zur Abwehr vieler Erreger ist jedoch eine spezifische Immunantwort notwendig! Die spezifische Immunabwehr reagiert im Gegensatz zur unspezifischen jeweils auf ein einzelnes Antigen; das sind Moleküle auf der Erregeroberfläche. Bestimmte weiße Blutkörperchen, die B-Lymphozyten, bilden dann genau passende Antikörper und setzen sie gezielt gegen diesen Krankheitserreger ein. Das Besondere daran: Die B-Zellen „merken“ sich Informationen über Erregertypen, sodass sie im Fall einer Neuinfektion schneller reagieren können. Deshalb spricht man auch von einer erlernten oder erworbenen Immunantwort. Mit ihrer Hilfe kann der Körper auch Pathogene bekämpfen, die sich mit der Zeit verändern.