Schwaches Immunsystem: Symptome, Ursachen und Maßnahmen
Husten, Halsschmerzen, Magenprobleme – vor allem in der sogenannten Erkältungszeit sind solche Infekte nichts Ungewöhnliches. Wenn die Genesung aber ungewöhnlich lange dauert und Abgeschlagenheit, ständiges Krankheitsgefühl oder chronische Müdigkeit zum Alltag werden, steckt möglicherweise ein geschwächtes Immunsystem dahinter. Schwere Erkrankungen, aber auch unsere Lebensführung können die Funktionsfähigkeit des Immunsystems einschränken. Lesen Sie mehr darüber, welche Faktoren die Immunabwehr beeinflussen, wie man ein schwaches Immunsystem erkennt und was beim Aufbau der körpereigenen Abwehrkräfte hilft.
So funktioniert das Immunsystem
Schon unmittelbar nach der Geburt verfügt unser Körper über einen eigenen Abwehrmechanismus – die Antikörper, die dem Säugling über die Plazenta mitgegeben wurden. Der sogenannte „Nestschutz“ schwindet in den ersten Lebensmonaten kontinuierlich, während gleichzeitig die angeborene Immunabwehr ihre Arbeit aufnimmt. Dieses komplexe System aus Schleimhäuten, Organen, Eiweißen und spezialisierten Immunzellen bildet die Abwehr gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Eindringlinge.
Da die angeborene Immunabwehr nicht besonders merkfähig ist, baut der Organismus zusätzlich die spezifische Immunabwehr auf. Sie setzt sich aus antikörperproduzieren B-Zellen und T-Lymphozyten zusammen, einer Gruppe der weißen Blutkörperchen, die bis in die Pubertät in der Thymusdrüse heranreifen. Dort „lernen“ sie, Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger zu erkennen und wenn nötig unschädlich zu machen. Zugleich speichern sie Informationen, die sie bei erneutem Kontakt mit dem Erreger abrufen. Je besser dieses immunologische Gedächtnis funktioniert, sprich je besser die körpereigene Abwehr mit möglichen Feinden vertraut ist, desto schneller wird eine Immunreaktion ausgelöst. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, können selbst harmlose Fremdstoffe zur latenten Gefahr werden. Die allgemeine Infektanfälligkeit steigt, hinzu kommen unspezifische Symptome wie ständiges Schwächegefühl und Konzentrationsmangel.
Ursachen für ein schwaches Immunsystem
Die Gründe für ein schwaches Immunsystem sind vielfältig. Neben angeborenen oder erworbenen Immundefekten können auch schwere Grunderkrankungen oder die Gabe immunsuppressiver Medikamente eine Rolle spielen. Mitunter reicht es schon, die eigenen Lebensgewohnheiten kritisch in den Blick zu nehmen. Denn sie beeinflussen in beträchtlichem Maße unsere Gesundheit und individuelle Leistungsfähigkeit. Besteht der Verdacht, dass die Funktionsfähigkeit der Abwehrkräfte dauerhaft beeinträchtigt ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um den Ursachen der Beschwerden auf den Grund gehen.
Schwaches Immunsystem durch Stress und Schlafmangel
Während wir schlafen, wächst die Anzahl der natürlichen Abwehrzellen im Körper, und es werden wichtige Erregerinformationen auf die T-Lymphozyten übertragen. Diesen positiven Effekt hat Schlaf aber nur, wenn es Nachtschlaf ist, der etwa sieben bis acht Stunden dauert und die Tiefschlafphase erreicht. Mehrere Studien haben inzwischen gezeigt, dass bereits leichter Schlafmangel die Funktionsfähigkeit des Immunsystems erheblich beeinträchtigt. Auch die Vermeidung von negativem Stress spielt eine wichtige Rolle für die Abwehrkräfte. Denn unter chronischer Überlastung fährt sowohl die angeborene als auch die spezifische Immunabwehr ihre Aktivität zurück, während die Ausschüttung von Stresshormonen steigt. In einem derart geschwächten Zustand hat das Immunsystem eindringenden Viren, Bakterien und anderen Keimen nur wenig entgegenzusetzen.
Schwaches Immunsystem durch falsche Ernährung
Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe unterstützen die Funktionen der Immunabwehr auf vielfältige Weise. Auch Proteine, sekundäre Pflanzenstoffe, probiotische Lebensmittel und Ballaststoffe tragen zum Aufbau und Erhalt eines gesunden Immunsystems bei. Trotz eines reichhaltigen Angebots an Lebensmitteln werden die empfohlenen Zufuhrmengen jedoch nicht immer erreicht. Einseitige Ernährung, falsche Zubereitung oder übermäßiger Genuss von Kaffee, Nikotin und Alkohol können bewirken, dass die Nährstoffspeicher des Körpers entweder nicht ausreichend aufgefüllt werden. Häufig fehlen B-Vitamine, Eisen, Vitamin A, C und E, aber auch Zink und Folsäure. Der häufige Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel lässt aber auch die unsere Abwehrkräfte essenzielle Bakterienvielfalt der Darmflora verarmen. Mögliche Folgen einer solchen Mangelernährung sind Übergewicht und ein geschwächtes Immunsystem.
Geschwächtes Immunsystem durch Infekte?
Die Herbst- und Wintermonate stellen das Immunsystem auf eine harte Probe. Das liegt nicht nur daran, dass bestimmte Teile der unspezifischen Immunabwehr bei frostigen Außentemperaturen langsamer arbeiten. Viren und Bakterien haben in trockener Heizungsluft eine längere Überlebensdauer. Je mehr Viren und Bakterien zirkulieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Häufig benötigt das Immunsystem nach einem überstandenen Infekt etwas Zeit, um die verbrauchten Immunressourcen wieder aufzubauen. Wer sich in dieser Erholungsphase nicht schont, kann anfälliger für neue Infekte sein.
Schwaches Immunsystem durch Vorerkrankungen
Bei einer angeborenen oder krankheitsbedingten Immunschwäche sind die körpereigenen Abwehrkräfte teilweise außer Kraft gesetzt. Hierzu zählen genetisch bedingte Krankheitsbilder, aber auch Leukämien, verschiedene Krebsarten und HIV/AIDS. Um das nach einer Chemotherapie oder einer Immunsuppression bei Autoimmunerkrankungen und Transplantationen geschwächte Immunsystem zu stärken, werden je nach Ursache antiretrovirale Medikamente, Immunglobuline oder Immunstimulanzien eingesetzt. In besonders schweren Fällen von Immunschwäche bleibt als Therapiemaßnahme nur eine Knochenmarkstransplantation.
Schwaches Immunsystem durch hohes Alter
Die Organ- und Zellfunktion nimmt mit steigendem Lebensalter sukzessive ab. Das betrifft auch das Immunsystem. So produziert z. B. das Knochenmark immer weniger B-Zellen. Neue Infektionen müssen deshalb mit dem bereits bestehenden Vorrat an Antikörpern bekämpft werden, die jedoch weniger effektiv und erregerspezifisch sind. Um die Immunabwehr auch im fortgeschrittenen Alter zu unterstützen, sind regelmäßige Check-ups beim Arzt sowie eine Auffrischung der wichtigen Schutzimpfungen wichtig. Begleitend können die Abwehrkräfte auch durch eine vorbeugende Immunkur, vitalstoffreiche Ernährung und moderates Training unterstützt werden.
Kann die Psyche das Immunsystem schwächen?
Sind wir bedrückt, weil wir uns krank fühlen, oder beeinflusst eine bedrückte Stimmung das Allgemeinbefinden? Diesem Zusammenhang geht die relativ neue Fachrichtung der Psychoneuroimmunologie nach. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte psychische Erkrankungen, z. B. Depressionen, die humorale Abwehr stimulieren. Gleichzeitig zeigten Untersuchungen einen Zusammenhang zwischen einer optimistischen Grundeinstellung der Patienten und Faktoren wie einem stabilen sozialen Netzwerk und einem günstigen Behandlungsverlauf.
Symptome eines geschwächten Immunsystems
Eine Immunschwäche kann durch verschiedene Anzeichen deutlich werden. Alle Symptome signalisieren, dass die Immunabwehr eindringenden Erregern nicht ausreichend gewachsen ist – oder, dass alle zur Verfügung stehenden Ressourcen zur Bekämpfung mobilisiert werden und dann wiederum an anderer Stelle fehlen. Unter diesen Bedingungen können sich Viren und Bakterien z. B. auf der Haut vermehren bzw. ungehindert über die Schleimhäute ins Körperinnere gelangen. Die äußerlich sichtbaren Folgen sind Hautirritationen, Haarausfall oder Herpesbläschen. Zu den häufigsten Symptomen eines geschwächten Immunsystems gehören außerdem:
Abwehr stärken: So unterstützen Sie ein schwaches Immunsystem
Damit es gar nicht erst zu Lücken in der körpereigenen Abwehr kommt, können Sie das Immunsystem mit einer gesunden Lebensführung unterstützen. Dabei haben sich vor allem die folgenden Tipps bewährt:
- Ausgewogene und vitalstoffreiche Ernährung
- Probiotische Lebensmittel für eine gesunde Darmflora
- Ausreichend Entspannung und Schlaf
- Stabile Tagesstruktur
- Vermeidung von Überlastungssituationen und lang andauerndem Stress
- Verzicht auf Nikotin und Alkohol
- Moderates Ausdauertraining und viel Bewegung an frischer Luft
- Vorbeugende Immunstimulation in der kalten Jahreszeit