Darmsanierung: Ein gesunde Darmflora aufbauen

Der Darm ist die Wurzel der Gesundheit – was Hippokrates schon vor mehr als 2000 Jahren erkannte, ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Unser größtes Verdauungsorgan ist nicht nur für die Nahrungsverwertung zuständig, sondern leistet auch einen entscheidenden Beitrag zur Funktion unseres Immunsystems. Verantwortlich dafür ist das intestinale Mikrobiom, ein Zusammenspiel aus Milliarden von Mikroorganismen, die symbiotisch mit uns in der Darmwand siedeln. Ist dieses empfindliche Gleichgewicht gestört, kann eine Darmsanierung helfen, die Funktionsfähigkeit der Darmflora wieder herzustellen. Lesen Sie hier, wie eine Darmsanierung funktioniert, wann sie nötig ist und was man noch für eine gesunde Darmflora tun kann.

Was ist eine Darmsanierung? 

Unmittelbar nach der Geburt beginnen nützliche Bakterien, Hefen und Viren mit der Besiedlung der noch unbewohnten Darmschleimhaut und vermehren sich dabei fleißig. So entsteht innerhalb von rund zweieinhalb Jahren ein stabiles Mikrobiom, das optimal auf unseren Körper eingestellt ist. Die Darmflora jedes Menschen ist fast so einzigartig wie sein Genom, und trotzdem verändert sie sich ständig. Insbesondere die Ernährung und der individuelle Lebensstil haben einen starken Einfluss auf ihre Zusammensetzung. Inzwischen weiß man, dass die Bakterienvielfalt im End- und Dickdarm nicht nur bei chronischen Erkrankungen, sondern auch durch unausgewogene Ernährung, Medikamenteneinnahme und oxidativen Stress abnimmt. Die Folge ist eine Fehlbesiedlung (fachsprachlich: Dysbiose) mit schädlichen Keimen. Diese kann wiederum zu einer gestörten Verdauung, einem geschwächten Immunsystem und zu weiteren, unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsproblemen führen. 

Unter einer Darmsanierung versteht man den gezielten Wiederaufbau der Darmflora, in dem sich die Mikroorganismen im Gleichgewicht befinden. Dabei wird der Darm zunächst gründlich gereinigt. Anschließend unterstützt man mithilfe probiotischer Produkte die Ansiedelung nützlicher Darmbakterien, um die Balance der Darmflora wieder herzustellen und dem Verdauungstrakt seine volle Funktionsfähigkeit zurückzugeben. 

Wann ist eine Darmsanierung sinnvoll? 

Eine Darmsanierung wird nicht ausschließlich bei akuten Beschwerden durchgeführt: Viele Menschen schätzen die reinigende und aktivierende Wirkung auf den gesamten Organismus. So ist z. B. die Reinigung des Darms häufig Teil einer Fastenkur. Aber auch bei konkreten gesundheitlichen Problemen verspricht eine Darmsanierung Besserung:

  • Chronische Verdauungsbeschwerden: Häufige Blähungen, Durchfall, Verstopfung oder ein Reizdarm-Syndrom können auf eine gestörte Darmflora hinweisen. 
  • Haut- und Gewichtsprobleme: Der Zustand des Darms spiegelt sich sowohl im Hautbild als auch auf der Waage wider. Neuere Studien zeigen, dass bestimmte Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Rosacea oder Akne neben anderen Faktoren häufig mit einer gestörten Darmflora einhergehen können. Gleiches gilt für Übergewicht. 
  • Entzündliche Darmerkrankungen: Chronische Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Collitis ulcerosa zeigen häufig ein Ungleichgewicht der Darmflora. Einige Morbus-Crohn-Patienten berichteten von einer deutlichen Besserung der Beschwerden nach der Einnahme von Probiotika. 
  • Einnahme von Antibiotika: Antibiotika bekämpfen krankmachende Bakterien, zerstören aber auch die nützlichen Darmbakterien. Während sich einige Bakterienstämme rasch wieder regenerieren, sind andere auch Jahre nach der Einnahme gegenüber Krankheitserregern und entzündungsauslösenden Bakterien wie z. B. Clostridium difficile in der Unterzahl. Eine Darmsanierung nach einer Antibiotika-Therapie unterstützt den Wiederaufbau einer gesunden Darmflora.
  • Leaky-Gut-Syndrom: Ist die natürliche Barriere zwischen Darm und Blutkreislauf geschädigt, können schädliche Stoffwechsel-Abbauprodukte ins Blut gelangen, wo sie eine starke Immunreaktion stimulieren. Durch die andauernde Überforderung des Immunsystems können sich neben unspezifischen Symptome wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit auch Nahrungsmittelintoleranzen, Allergien und sogar Autoimmunerkrankungen entwickeln.

Ziele einer Darmsanierung 

Die übergeordneten Ziele einer Darmsanierung sind eine gesunde Darmflora und ein voll funktionsfähiges Verdauungsorgan. Konkret werden dabei die Regeneration der angegriffenen Darmschleimhaut und ihre Neubesiedelung mit nützlichen Darmbakterien angestrebt. Einzelne Ziele der Darmsanierung sind: 

Probiotika als Therapieoption in der Leitlinie.
  • Ausleitung von Abfallprodukten des Stoffwechsels 
  • Eliminierung schädlicher Darmbakterien bzw. -pilzen (z. B. Candida) 
  • Abbau von entzündlichen Prozessen im Darm 
  • Regulierung des Mikrobioms 
  • Heilung der Darmschleimhaut 
  • Entlastung anderer Entgiftungsorgane wie Leber und Nieren 
  • Unterstützung der körpereigenen Abwehr 

Bedeutung der Darmflora für das Immunsystem 

Mehr als zwei Drittel unserer Immunzellen befinden sich im Darm. Seine wichtige Funktion für die körpereigene Abwehr kann der Darm jedoch nur erfüllen, wenn die Darmflora intakt ist. Ein gesundes Mikrobion unterstützt das Immunsystem auf unterschiedliche Weise. Zum einen konkurrieren Milchsäurebakterien und andere Probiotika mit krankmachenden Keimen in der Darmschleimhaut um Nahrung und verhindern damit deren ungebremste Vermehrung. Gleichzeitig unterstützen sie die Bildung lebenswichtiger Vitalstoffe, z. B. einiger B-Vitamine, Folsäure und Vitamin K. Es wird vermutet, dass eine gesunde Darmflora nicht nur vor körperlichen Erkrankungen schützt, sondern auch einen Einfluss auf die psychische Gesundheit hat. 

Darmreinigung vs. Darmsanierung 
Die Begriffe Darmsanierung und Darmreinigung werden häufig synonym verwendet, es gibt allerdings Unterschiede. Eine Darmreinigung bezeichnet die Entleerung des Darms durch Abführmittel oder Einläufe, z. B. vor einer Fastenkur oder vor medizinischen Eingriffen. Unter einer Darmsanierung versteht man dagegen ein naturheilkundliches Konzept, das auf die Regulierung einer gestörten Darmflora und die Linderung der damit verbundenen Beschwerden ausgerichtet ist. In der Regel ist die Darmreinigung der erste Schritt einer Darmsanierung.

So funktioniert eine Darmsanierung – Schritt für Schritt 

1. Einleitende Darmreinigung 

Am Anfang der Darmsanierung steht die gründliche Reinigung des Darms von festen Nahrungsresten, Stoffwechselprodukten und Toxinen. Das funktioniert z. B. über eine kurze Fastenperiode, während der möglichst viel Flüssigkeit aufgenommen wird. Natürliche Quellstoffe wie Leinsamen oder Flohsamenschalen unterstützen den Abtransport der Nahrungsreste. Eine schnelle und effektive Alternative zum Fasten ist die Einnahme abführender Mittel wie Bittersalzlösung. Da dies jedoch mit einem hohen Flüssigkeitsverlust einhergeht, der den Organismus belastet, bevorzugt man heute sanftere Alternativen auf Macrogol-Basis. 

2. Eliminierung schädlicher Keime 

Ist der Darm vollständig gereinigt, kann im zweiten Schritt eine Beseitigung unerwünschter Darmpilze folgen. Genau wie schädliche Bakterien können auch diese das Gleichgewicht der Darmflora stören. Im Zuge solch einer Darmsanierung werden in der Regel zwei Wochen lang Tabletten eingenommen, die den Wirkstoff Nystatin enthalten. Er wirkt ausschließlich im Magen-Darm-Trakt, wo er die Zellmembran der Pilze angreift und diese zerstört. Die Nystatin-Einnahme kann unterstützend von einer Antipilz-Diät begleitet werden. Durch den vollständigen Verzicht auf zucker- und kohlenhydrathaltige Nahrung wird den Pilzen die Nahrungsgrundlage entzogen, man hungert sie sozusagen aus. 

3. Ergänzung von Milchsäurebakterien (Probiotika) 

Der letzte Schritt der Darmsanierung zielt darauf ab, die Balance im Darm wiederherzustellen. Dazu werden über zwei bis vier Wochen Milchsäurebakterien (Probiotika) und wichtigen Nährstoffen eingenommen. Sie siedeln sich auf der Darmschleimhaut an und unterstützen die Regenerierung der Darmflora. 

Wie lange dauert eine Darmsanierung? 

Eine schonende und nachhaltige Darmsanierung dauert vier bis acht Wochen. Schnellere und intensivere Maßnahmen mögen kurzfristig Ergebnisse erzielen, oft halten diese aber nicht lange an. Zudem können solche Radikalkuren den Organismus stark belasten: Ein zu schneller Abbau der Stoffwechselendprodukte kann eine sogenannte Entgiftungskrise verursachen, die sich z. B. in Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und Hautirritationen manifestieren kann. Grundsätzlich sollten die einzelnen Schritte einer Darmsanierung ärztlich begleitet werden.

Diese Produkte unterstützen eine Darmsanierung

  • Flohsamenschalen/Leinsamen: Die Samen bzw. ihre Schalen absorbieren Flüssigkeit im Darm. Dies macht den Darminhalt voluminöser und steigert die Darmbeweglichkeit (Peristaltik) und fördert den Stuhlgang. Bei der Einnahme solcher Quellstoffe im Zuge einer natürlichen Darmsanierung ist es wichtig, ausreichend zu trinken, um Verstopfungen zu vermeiden. Leinsamen enthalten zudem Linolensäure, die entzündungshemmend wirkt. 
  • Bittersalz: Das als Bittersalz bekannte Magnesiumsulfat ist ein hochwirksames Abführmittel. Es wirkt osmotisch, d. h. es lässt Wasser in den Darm einströmen. Dadurch vergrößert sich der Darminhalt und es wird ein Entleerungsdrang ausgelöst. Bittersalz wird zur Darmreinigung verwendet. Da durch die Anwendung sehr viel Flüssigkeit ausgeschieden wird, sollte Bittersalz nur einmalig verwendet werden.  
  • Probiotika: Probiotische Lebensmittel und probiotische Produkte enthalten lebende Milchsäurebakterien, Hefe- und Pilzkulturen, die sich im Darm ansiedeln und die vorhandene Darmflora sanieren. 
  • Sauerkrautsaft: Sauerkrautsaft enthält neben Milchsäurebakterien auch viel Vitamin C und Ballaststoffe, die die Verdauung und eine gesunde Darmflora unterstützen. 
Leaky-Gut-Syndrom.

Weitere begleitende Maßnahmen einer Darmsanierung  

Ernährungsumstellung: 

Tierisches Eiweiß, gesättigte Fette und Zucker belasten den Darm. Während einer Darmsanierung hilft es, diese Lebensmittel stark zu reduzieren und sie durch Obst, Gemüse und ballaststoffreiche Getreideerzeugnisse sowie Milchprodukte wie Joghurt oder Kefir zu ersetzen. Auf Alkohol und Nikotin sollte man am besten ganz verzichten. 

Ausreichend trinken: 

Zwei bis drei Liter stilles Wasser, ungesüßter Früchte- oder Kräutertee sowie Obst- und Gemüsesäfte kurbeln die Verdauung an und schwemmen Abfallstoffe aus dem Darmlumen aus. 

Entgiftung: 

Die aus Löß gewonnene Heilerde wird innerlich bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Auch bei Darmsanierungen kann sie eingenommen werden, da sie giftige Stoffwechselprodukte bindet und ihre Ausscheidung fördert. 

Bewegung: 

Moderates Training stärkt die Abwehrkräfte und unterstützt die Regeneration der Darmflora. Studien legen nahe, dass regelmäßiger Sport nicht nur die Eigenbewegung des Darms anregt, sondern auch die Vielfalt des Mikrobioms verbessert.