Der Darm – Zentrum des Immunsystems.

Der Darm ist ein Organ der Superlative: In seiner Schleimhaut ist Lymphgewebe eingebettet, das mehr als 70 Prozent der körpereigenen Immunzellen enthält. Und im Dünndarm sitzen Lymphknoten, die sogenannten Peyerschen Plaques, in denen rund 90 Prozent aller Antikörper gebildet werden. Daraus wird schon die Bedeutung klar, die das Verdauungsorgan für unsere Abwehrkräfte hat. Zu Recht bezeichnet man den Darm auch als das Zentrum des Immunsystems. Dass hier so starke Abwehrmaßnahmen versammelt sind, ergibt durchaus einen Sinn: Dank der starken Fältelung vergrößert sich die Oberfläche der Darminnenwand auf rund 32 m2. Das ist eine lange und schwer zu kontrollierende Grenze zur Außenwelt!

Der Feind im Essen

Nach der Tröpfcheninfektion sind alimentäre Infektionen (= mit der Nahrungsaufnahme) der häufigste Ansteckungsweg. Die meisten Durchfallerreger werden so übertragen. 

Deshalb: vor dem Essen immer die Hände waschen!

3 Ebenen halten Eindringlinge draußen.

Damit tatsächlich nur die gewünschten Stoffe in den Körper gelangen und die schädlichen draußen bleiben, verfügt der Darm über drei Kontroll-Ebenen:

1. Die Darmflora.

Die erste wird von der Darmflora gebildet, fachsprachlich intestinale Mikrobiota genannt. Etwa 100 Mio. Bakterien leben im Darm – das sind zehnmal mehr, als der gesamte Körper Zellen hat! Über 100 Arten davon sind für uns nützlich; beispielsweise, indem sie die Darmwand von innen besiedeln und so schädliche Bakterien von diesem begehrten Platz verdrängen. Milchsäurebakterien sorgen außerdem für ein leicht säuerliches Milieu, in dem viele andere Bakterien nicht existieren können. 

2. Die Darmschleimhaut.

Die zweite Ebene besteht aus der Darmschleimhaut selbst und der daraufliegenden Mukusschicht. Die oberste Zellreihe der Darmschleimhaut besteht aus einer Membran – eng aneinander gelagerten Zellen, die durch sogenannte tight junctions miteinander verbunden sind. Diese spezielle Form der Verbindung ermöglicht es, den Transport von Molekülen selektiv zuzulassen und gleichzeitig das Eindringen von Mikroorganismen in den Raum zwischen den Zellen zu verhindern!

3. Das darmassoziierte Immunsystem.

Die dritte Ebene wiederum ist das darmassoziierte Immunsystem selbst: Fresszellen, Killerzellen und Antikörper-produzierende Zellen, die in der Bindegewebsschicht der Darmschleimhaut sitzen. Diese Immunzellen kommunizieren über Botenstoffe untereinander, um Immunreaktionen zu koordinieren. Sie stehen aber auch in ständigem Kontakt mit der Darmflora, die ihnen gewissermaßen als Trainingspartner dient. Über das Blut- und Lymphsystem sind sie an alle anderen Schleimhäute des Körpers angebunden und können diese rasch mit Antikörpern versorgen. Das darmassoziierte Immunsystem kann zwischen Krankheitserregern einerseits und Nahrungsbestandteilen, nützlichen Mikroorganismen und körpereigenen Zellen andererseits unterscheiden – und jeweils angepasst reagieren. Ist die Reaktion zu schwach, können Pathogene in den Körper eindringen und wir werden krank. Reagiert es auf eigentlich harmlose Stoffe zu stark, sind Allergien die Folge. Nur wenn diese „Türsteherfunktion“ richtig funktioniert, befindet sich unsere körpereigene Abwehr in Balance.