Impfung: Tuning fürs Immunsystem.
Das Thema „Impfzwang“ lässt kaum jemanden kalt. Seit am 14. November 2019 auf Initiative des Bundesgesundheitsministers das Masernschutzgesetz beschlossen wurde, stehen sich Impfgegner und -befürworter unversöhnlicher denn je gegenüber. Für die einen ist es schlicht unverantwortlich, die Impfung zu verweigern und damit nicht nur die eigene, sondern auch die Gesundheit anderer aufs Spiel zu setzen. Für die anderen ist diese Zwangsmaßnahme reiner Populismus und steht in eklatantem Widerspruch zu den Grundrechten, während vor allem die Pharmaindustrie profitiert. Stein des Anstoßes ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung: die Masern. Es handelt sich dabei nicht um eine Kinderkrankheit – auch Erwachsene, die nicht immun sind, können sich infizieren. Genauso wenig ist es eine harmlose Erkrankung: Bei etwa jedem Zehnten führt die Masern-Infektion zu gefährlichen Komplikationen wie der gefürchteten Gehirnentzündung. Glücklicherweise gibt es einen Impfstoff, der vor der Ansteckung schützt. Wie viele Arzneimittel hat auch die Spritze Nebenwirkungen; schließlich reagiert das Immunsystem des Körpers darauf. Und wie jede andere Impfung auch bietet die Masernimpfung keinen 100%igen Schutz. Für Impfgegner sind diese Argumente ausreichend, um sich der Immunisierung zu widersetzen.
Hintergrund:
Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr sollen künftig beim Eintritt in Schule oder Kindergarten oder mit dem Zeitpunkt der Betreuung durch eine Kindertagespflege Masern-Impfungen vorweisen müssen. Gleiches gilt für Personen, die in Gemeinschafts- oder medizinischen Einrichtungen tätig sind und für Asylbewerber. Der Nachweis kann durch das gelbe Kinderuntersuchungsheft, den Impfausweis oder ein ärztliches Attest erfolgen. Nicht geimpftes Personal sowie Eltern, die ihre Kinder ungeimpft in die Schule oder Kita schicken, begehen demzufolge künftig, nach Ablauf einer Übergangsfrist bis Ende Juli 2021 eine Ordnungswidrigkeit und können sich mit einem Bußgeld bis zu 2.500 € konfrontiert sehen.
Aktive und passive Impfung
Aber was genau passiert während dieser Impfung im Körper? Was versprechen sich die Befürworter von Impfungen davon und vor welchen Reaktionen des Körpers schrecken die Gegner zurück? Je nach Krankheitssituation kommt entweder eine passive oder eine aktive Impfung infrage: Besteht die konkrete Gefahr einer Infektion, so kann als Notfallmaßnahme Immunserum injiziert werden, das eine hohe Dosis Antikörper enthält. So wird zum Beispiel verfahren, wenn medizinisches Personal in Kontakt mit Hepatitis-B-belastetem Blut gekommen ist oder nach einem Hundebiss beim Verdacht auf Tollwut. Da der Organismus die Antikörper nicht selbst herstellen muss, spricht man von passiver Impfung. Der größte Nachteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass das Immunsystem folglich keine Information über die Erkrankung speichert – der Impfschutz geht daher nach einigen Wochen wieder verloren.
Im Gegensatz dazu wird bei der aktiven Impfung der tatsächliche Erreger in den Körper injiziert – entweder in abgeschwächter (Lebendimpfstoff) oder abgetöteter Form (Totimpfstoff). In beiden Fällen enthält das Serum die Information (das sogenannte Antigen) über den Erreger, jedoch ist dieser nicht in der Lage, bei einem Patienten mit funktionsfähigem Immunsystem die Krankheit auszulösen. Die Immunzellen erkennen das Antigen und reagieren nun mit der Bildung von spezifischen Antikörpern –
was ein bis zwei Wochen dauern kann – sowie von sogenannten Gedächtniszellen, die die Information über den Erreger dauerhaft speichern.Dank dieses Immungedächtnisses können in Zukunft bei einer erneuten Infektion mit demselben Erreger wesentlich schneller die passenden Antikörper gebildet werden.
Probiotika verbessern die Impfwirkung
Keine Impfung kann einen 100%igen Schutz garantieren. Es ist jedoch möglich, die Impfwirkung durch spezielle Milchsäurebakterien noch zu steigern: Eine Studie hat gezeigt, dass Lactobacillus rhamnosus GG in der Lage ist, die Bildung von Antikörpern nach einer Impfung zu stimulieren und so die spezifische Immunantwort zu verbessern. Selbst die angeborene Immunantwort wird durch Lactobacillus rhamnosus GG dosisabhängig verstärkt, wie eine weitere Untersuchung ergab. Bei aller berechtigten Kritik am Vorgehen des Gesundheitsministeriums bleibt daher festzuhalten, dass der Nutzen der Masernimpfung die überschaubaren Risiken überwiegt. Bei einer Impfungsrate von 95 % der Bevölkerung könnte das Virus sogar dauerhaft gestoppt werden! Es fehlen nur noch ein paar wenige Prozent.