Reisedurchfall vorbeugen

Blumige Beschreibungen gibt es einige für den Reisedurchfall: „Montezumas Rache“ oder „Fluch des Pharao“ sind zwei davon. Jeder dritte Fernreisende hat damit schon einmal Bekanntschaft gemacht – und unfreiwillig die Strandliege gegen das Hotelbett eingetauscht. Abgesehen davon, dass eine hartnäckige Durchfallerkrankung die Urlaubsfreude und Erholung gründlich vermiest, birgt sie obendrein handfeste Gefahren: Manchmal gerät dadurch die Darmflora so nachhaltig aus dem Gleichgewicht, dass selbst Monate oder Jahre nach der Heimreise noch funktionelle Störungen wie Durchfälle, Blähungen, Verstopfung oder Darmkrämpfe auftreten. Gleichzeitig erhöht eine Fehlbesiedelung des Darms (Dysbiose genannt) auch das Risiko, dass multiresistente Keime die entstandenen Lücken nutzen. Der Reisende wird dann unverhofft zum Wirt eines Erregers, gegen den kein Antibiotikum mehr hilft – wie zum Beispiel extrem widerstandsfähige Kolibakterien, die immer wieder Urlauber in Indien, Südostasien oder Nordafrika befallen. Deshalb verordnen Reisemediziner mittlerweile auch deutlich weniger Antibiotika bei Reisediarrhö, wie der fachsprachliche Begriff für die Durchfälle lautet. Antibiotika verschieben nämlich zusätzlich das Gleichgewicht der Darmflora und erhöhen das Risiko, dass der Patient einen Problemkeim einschleppt. Sie werden als allerletztes Mittel eingesetzt.

Boil it, cook it, peel it or forget it!
Merksatz

Gekochtes oder gebratenes Essen ist in der Regel unproblematisch. Frisches Obst und Gemüse jedoch, so verlockend es auch sein mag, sollten Sie auf Fernreisen nur essen, wenn Sie es selbst geschält haben.

Reisedurchfall: Wenn der Darm protestiert.

Wir Europäer sind recht verwöhnt, was hygienische Standards angeht. Steigen wir dann in einem fremden Land aus dem Flugzeug, befinden wir uns plötzlich in einer Umgebung, die von fremden Mikroorganismen nur so wimmelt. Nehmen wir mit dem Essen ungewohnte Keime auf, verändert sich unsere Darmflora schlagartig – je schlechter die hygienischen Bedingungen des Reiselandes, desto massiver.

In den meisten Fällen steckt eine Infektion mit enderotoxischen Escherichia coli (E. coli) hinter der Durchfallerkrankung. Je nach Region gehen zwischen 30 % und 70 % der Reisediarrhöen auf das Konto dieser Erreger. Die Giftstoffe, die sie absondern, greifen die Zellen der Darmwand an und sorgen dafür, dass Flüssigkeit aus dem Körper in den Darm strömt. Der massive Wasserverlust kann – insbesondere für Kinder oder ältere Menschen – zusätzlich kritisch werden. Dennoch benötigt man bei einer E. coli-Infektion i. d. R. kein Antibiotikum.

Anders sieht es aus, wenn Fieber, Koliken oder Blut im Stuhl hinzukommen. Dann sind wahrscheinlich Erreger wie Salmonellen oder Shigellen in die Darmwand eingedrungen und verursachen eine Entzündungsreaktion des Körpers. Wenn möglich, sollte man in so einem Fall unbedingt den Arzt aufsuchen.

Tritt der Durchfall erst nach der Rückkehr auf, besteht die Möglichkeit, dass Parasiten wie der Einzeller Giardia dafür verantwortlich sind.

Der Arzt kann dann durch eine mikrobiologische Untersuchung Klarheit schaffen.

Milchsäurebakterien Vor- und Nachsorge.

Milchsäurebakterien können den Durchfall nicht kurieren. Als ergänzende Mittel können sie jedoch sinnvoll sein, um die Darmflora schon im Vorfeld zu stärken und eine Fehlbesiedelung durch schädliche Keime zu erschweren. Besetzen nützliche Laktobazillen und Bifidobakterien die Darmschleimhaut, so fällt es Erregern umso schwerer, sich dort einzunisten. Auch nach einer überstandenen Durchfallerkrankung ist es sinnvoll, die Darmflora wieder in ihr natürliches Gleichgewicht zu bringen. So lassen sich die Nachwirkungen wie funktionelle Störungen vermeiden und das Risiko von Folgeerkrankungen verringern. Dasselbe gilt für den Fall, dass sich eine Antibiotika-Behandlung nicht vermeiden lässt: Die Verschiebung der Darmflora, die damit einhergeht, sollte man grundsätzlich mit einer Darmsanierung ausbalancieren.