Gicht: Wenn die Gelenke übersäuern

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die sich durch schmerzhafte Entzündungen in den Gelenken äußert. Diese Schmerzen kommen oft in Schüben und machen den Betroffenen das Leben schwer. Auslöser dafür ist ein zu hoher Harnsäurespiegel im Blut – also eine Form der Übersäuerung. In manchen Fällen sind die Nieren nicht in der Lage, genügend Harnsäure auszuscheiden; in anderen Fällen produziert der Körper zu viel davon. Als Folge lagert sich die überschüssige Harnsäure in Form winziger Kristalle in den Gelenken ab. Dort verursacht sie anfallsartige Schmerzen, Entzündungen und dauerhafte Gelenkveränderungen bis hin zu Deformationen. 

Man unterscheidet vier Stadien: Im ersten Stadium ist lediglich der Harnsäurespiegel erhöht (Hyperurikämie), was über Jahre hinweg unbemerkt bleiben kann, bis es zu einem akuten Gichtanfall kommt. Besonders anfällig im Anfangsstadium ist das Großzehengelenk. Im zweiten Stadium können zu den Gelenkschmerzen zusätzliche Symptome kommen wie Entzündungserscheinungen, Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit. Das dritte Stadium wird auch als interkritische Phase bezeichnet; der Zeitraum zwischen zwei Anfällen. Die Patienten sind in diesem Zeitraum zwar beschwerdefrei, der Harnsäurespiegel jedoch ist nach wie vor erhöht. Wenn die Erkrankung jedoch weiter voranschreitet, wird die Gicht chronisch: Schmerzen, Entzündungen und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit treten jetzt auch in der Zeit zwischen den Anfällen auf. Es kommt zu Deformationen der Gelenke und die Harnsäure lagert sich sogar im Körpergewebe und den Nieren ab.
 

DER HARNSÄURE-SPIEGEL

Eine sichere Beurteilung des Harnsäure-Spiegels kann nur nach einem Bluttest erfolgen; pH-Teststreifen sind nicht aussagekräftig.
Ab einem Gehalt von 6,5 mg/100 ml ist das Risiko einer Gichterkrankung erhöht.

Primäre und sekundäre Gicht

Wie kommt die Harnsäure ins Blut? Sie entsteht bei der Aufspaltung von Purinen. Das sind Stoffwechselprodukte, die im Körper auf natürlichem Wege beim Abbau kaputter Zellen entstehen. Bei den meisten Gichtpatienten ist die Störung bereits genetisch vorprogrammiert: Ihre Nieren scheiden nicht genügend Harnsäure aus. Man spricht dann von einer primären Gicht. Aber auch andere Erkrankungen kommen als Auslöser für das Ungleichgewicht infrage: Leukämie, manche Tumore und Blutarmut ziehen möglicherweise eine verstärkte Harnsäure-Produktion nach sich, während Nierenerkrankungen oder auch Diabetes eine ungenügende Ausscheidung zur Folge haben können. Auch bestimmte Medikamente, zum Beispiel Zytostatika, oder Bestrahlungen können für einen steigenden Harnsäurespiegel verantwortlich sein. In allen diesen Fällen handelt es sich um eine sekundäre Gicht.

Bild Eine typische Wohlstandskrankheit

Eine typische Wohlstandskrankheit

Purine sind jedoch nicht nur ein Stoffwechselprodukt des menschlichen Körpers, sondern auch in einigen Nahrungsmitteln enthalten. Deshalb gilt die Gicht als Wohlstandskrankheit: Zu den Faktoren, die Gicht begünstigen, zählen Probleme wie Übergewicht, Bewegungsmangel sowie eine Ernährung die reich ist an Fleisch, Fruktose und Alkohol. Ein Lebensstil also, den sich Bewohner ärmerer Länder gar nicht erst leisten können. In den westlichen Industriestaaten hingegen ist die Gicht weit verbreitet: Zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung leiden darunter – in erster Linie Männer.

Genetische Veranlagung in Kombination mit einem ungesunden Lebensstil sind die Voraussetzungen für die primäre Gicht. Ein akuter Gichtanfall tritt ein, wenn der Harnsäurespiegel ein gesundes Maß überschreitet. Dies kann passieren durch den Verzehr purinhaltiger Speisen, zu viel Fructose oder auch übermäßigen Alkoholgenuss. Auch strenges Fasten, Überanstrengung beim Sport und bestimmte Medikamente wie Abführmittel oder entwässernde Arzneimittel können eine Gichtattacke auslösen. Der Anfall kann über Tage und sogar Wochen hinweg andauern, bevor die Schmerzen wieder abklingen.
 

Was Sie selbst gegen Gicht tun können

Gichtpatienten können selbst eine Menge zur Senkung ihres Harnsäurespiegels beitragen. In erster Linie durch eine Umstellung hin zu einer weniger säurelastigen Lebens- und Ernährungsweise: Vermeiden sollte man Nahrungsmittel wie Fleisch (vor allem Innereien), manche Fischsorten (z. B. Sardinen) und Meeresfrüchte. In diesen sind viele Purine enthalten, die den Harnsäurespiegel ansteigen lassen. Problematisch ist auch Alkoholkonsum: Seine Abbauprodukte bremsen die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren. Insbesondere Bier ist für Gichtpatienten gefährlich, denn es enthält neben Alkohol besonders viele Purine. Auch Fruchtzucker und Fett gilt es wenigstens zu reduzieren.

Wer Gichtanfällen aus dem Weg gehen will, sollte weiterhin viel Wasser oder ungesüßten Tee trinken. Die Flüssigkeit hilft dabei, die Harnsäure im Blut zu verdünnen und unterstützt die Nieren in ihrer Filterfunktion. Auch Übergewicht zu reduzieren ist wichtig – wer weniger wiegt, hat auch einen niedrigeren Harnsäurespiegel. Doch Vorsicht: Strenge Fastenkuren bewirken das Gegenteil! Bei Hunger baut der Körper Muskulatur ab und es werden reichlich Purine freigesetzt. 

Übergewicht zu reduzieren wirkt sich ebenfalls positiv aus: Bauen Sie Körpergewicht ab, so sinkt der Harnsäurespiegel ganz von selbst. Das sollte jedoch nicht durch radikale Diäten angestrebt werden, denn beim strengen Fasten kann der Körper Muskulatur abbauen und so wiederum einen Gichtanfall auslösen.

Besser ist es, das Bewegungspensum zu erhöhen: Moderater Sport verbessert die Gelenkfunktion und lässt Entzündungssymptome schneller abklingen. Überanstrengen sollten Sie sich dabei aber auch nicht: Dabei bildet sich Milchsäure und diese wiederum bremst die Harnsäure-Ausscheidung.

Bild Was Sie selbst gegen Gicht tun können

Mit der richtigen Strategie kann man trotz Gicht beschwerdefrei leben.

Medikamente gegen Gicht 

Eins gleich vorweg: Heilen lässt sich Gicht auch mit Arzneimitteln nicht. Doch eine Änderung der Lebensweise, kombiniert mit einer dauerhaften Senkung der Harnsäurekonzentration im Blut, verspricht weitgehende Freiheit von Beschwerden. Langfristig strebt man durch Medikamente eine Verminderung der Harnsäureproduktion oder eine vermehrte Ausscheidung an. Bei einem akuten Gichtanfall sind diese jedoch nicht hilfreich. Dann versprechen in erster Linie entzündungshemmende Schmerzmittel schnelle Linderung; also NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) oder Kortison. Auch Colchicin kann die Schmerzen zuverlässig reduzieren. Dringend muss davor abgeraten werden, aus Angst vor den potenziellen Nebenwirkungen dieser Medikamente zur Selbsttherapie mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln zu greifen: Acetylsalicylsäure z. B. kann den Harnsäurespiegel in die Höhe treiben und einen akuten Gichtanfall auslösen! Sprechen Sie stattdessen mit Ihrem Therapeuten über alternative Behandlungsmethoden wie Wärme- oder Kältetherapie oder auch – vorzugsweise therapiebegleitend – über naturmedizinische oder homöopathische Ansätze wie beispielsweise Harnsäuretropfen F Syxyl.